1991

Juni 1991

Gründung des Verbands

Die Geschichte des IVDK beginnt am 28. Juni 1991 mit der Gründungskonferenz, an der nach den Erinnerungen des Initiators Heinrich Martens gerade mal 28 Personen teilnahmen. Sie fassten den Beschluss, den „Verein zur Förderung der sowjetdeutschen Kultur“ zu gründen, um den guten Namen der Sowjetdeutschen wiederherzustellen, Kultur- und Bildungsarbeit zu leisten und wissenschaftliche Forschung zu unterstützen. Es wurde beschlossen, die bereits bestehenden deutschen Begegnungszentren und deutschen Kulturzentren in ganz Russland miteinander zu vereinen.

Juni 1991

Erfahrungen aus erster Hand

Heinrich Martens, der unabsetzbare Vorsitzende des IVDK, spricht über das Umfeld, in dem die Organisation gegründet wurde, warum sie fast sofort umbenannt wurde, die ersten Projekte und Büros des IVDK und warum man sich in den „wilden 1990er“ mit harten Kerlen eines bestimmten Formats herumschlagen musste…

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Herr Martens, in welchem Jahr sind Sie nach Moskau gekommen? Warum haben sie eigentlich beschlossen Moskau zu „erobern“?

Ich arbeitete als Prospektor im Gebiet Donezk und stieß im Frühjahr 1989 auf einen Artikel von Heinrich Groth in der Zeitschrift „Nowoje Wremja“. Darin hieß es, dass Groth im Süden der Ukraine lebt und in einem wissenschaftlichen Labor arbeitet. Ich rief in Mariupol an, aber man sagte mir, dass sie keine Person dieses Namens beschäftigen würden. Ich fing an, alle relevanten Institutionen abzutelefonieren und fand Groth in Berdjansk. Ich fuhr zu ihm, wir unterhielten uns, und Ende September schaltete ich eine Anzeige in den Zeitungen „Wetschernij Donezk“ und „Sozialistitscheskij Donbass“ in der ich ankündigte, dass eine Gesellschaft der Sowjetdeutschen gegründet wird. Unsere regionale gesellschaftspolitische und kulturell-aufklärerische Organisation der Sowjetdeutschen in Donezk begann aktiv zu arbeiten und nahm an Veranstaltungen auf Allunions-Ebene teil. Ich war Mitglied im Koordinierungsrat der Gesellschaft „Wiedergeburt“ und im Organisationskomitee des ersten Allunionskongresses der Sowjetdeutschen. Jedes Mitglied des Organisationskomitees musste vierzehn Tage im Monat in Moskau arbeiten. Ich hatte nicht vor, aus Donezk wegzuziehen, also kam ich nach Moskau, arbeitete, fuhr zurück und kam dann wieder. Aus meiner Sicht war diese Arbeitsweise unproduktiv, da sich die Dinge in meiner Abwesenheit schlecht oder gar nicht oder in die falsche Richtung entwickelten, so dass ich nach zwei Monaten Pendeln in Moskau blieb und mit der Vorbereitung des Kongresses begann. Und selbst dann plante ich keinen Umzug aus Donezk, ich wollte den Kongress vorbereiten, ihn auf einem anständigen Niveau durchführen und wieder nach Hause zurückkehren. Der Kongress sollte im Oktober 1990 stattfinden. Doch der Zeitpunkt des Kongresses wurde immer wieder verschoben — erst auf konkrete Daten, dann auf unbestimmte Zeit. Diese Verzögerung war darauf zurückzuführen, dass das zentrale Thema des Kongresses die Wiederherstellung der Republik sein sollte.

 

Wie wurde der IVDK gegründet? Wie waren die Umstände seiner Entstehung?

Zur Gründung des IVDK führten die damaligen Umstände, die Situation innerhalb der Gesellschaftsbewegung. Schon bei der ersten Tagung, bei der ersten „Wiedergeburt“-Konferenz, zeichnete sich eine deutliche Spaltung ab; es formierten sich zwei Flügel dieser mächtigen Bewegung. Der eine Flügel beharrte: nur die Republik und nichts als die Republik. Wenn die Republik nicht wiederhergestellt wird, werden wir alle nach Deutschland auswandern. Der andere Flügel sagte: Lasst uns verschiedene Möglichkeiten in Betracht ziehen, die Republik kann auch an einem anderen Ort und nicht nur an der Wolga existieren, und überhaupt, es kann viele weitere Optionen geben. Mitte 1991 war klar: wenn es tatsächlich dazu kommen sollte, dass die Republik wiederhergestellt wird, dann würde es sehr lange dauern. Die Verlegung des Kongresses auf unbestimmte Zeit war ein sicheres Signal, dass die Führung beschlossen hatte, die Republik nicht wiederherzustellen. Und da stellte sich die Frage: wie geht es weiter? Als Befürworter von Kompromissen habe ich eine Zeit lang versucht, mit dem zweiten Flügel zusammenzuarbeiten, aber ich wurde, wenn man es so ausdrücken kann, etwas enttäuscht. Denn die Losungen waren da, aber Taten folgten nicht. Dabei wurde dieser Flügel, der weniger radikal war,  von den staatlichen Behörden unterstützt, und wenn es einen Handlungsplan, eine Richtlinie gegeben hätte, abgesehen von Slogans, hätte man Berge versetzen können. Doch das ist nicht geschehen. Diejenigen, die für eine sofortige Wiederherstellung der Republik eintraten, waren der Meinung, dass es nicht notwendig sei, sich mit der Kultur, dem Deutschunterricht, zu befassen, da das Erlernen von deutschen Tänzen und Liedern, des Sprechens in deutscher Sprache erst nach der Wiederherstellung erfolgen sollte, d.h. Sprach- und Kulturfragen sollten aufgeschoben und später, innerhalb der Republik, behandelt werden. Und jedem ging es dabei um die große Politik.

Aus diesem Grund beschloss eine Gruppe Gleichgesinnter (hauptsächlich Intellektuelle und Professoren), eine Organisation zu gründen, die sich mit praktischen Fragen befassen sollte. Nicht mit großen politischen Projekten, sondern mit konkreten praktischen Dingen, Projekten im Bereich der Kultur, der Sprache, der Jugendarbeit usw. Beide Flügel waren sich darüber im Klaren, dass eine solche Organisation notwendig war und dass sie entstehen würde. Zu diesem Zeitpunkt zeigte Groth mehr Verständnis für meine Initiative zur Gründung einer solchen Organisation. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir eine solche Organisation gründen, wobei Groth sich nicht in unsere Arbeit einmischt, und wir uns nicht in seine politischen Aktivitäten einmischen. Wo es nötig ist, helfen wir uns gegenseitig. Mit Hugo Wormsbecher hatte ich ebenfalls versucht zu einer Übereinkunft zu kommen, aber er nahm eine unnachgiebige Position ein.

So entstand durch Diskussionen und Verhandlungen eine Organisation, die einen mittigen Standpunkt vertrat und vorschlug, sich mit praktischen Fragen, der deutschen Sprache und Kultur und nicht mit Politik zu befassen. Am 28. Juni 1991 wurde der IVDK gegründet. Die erste Gründungskonferenz war nicht sehr gut besucht — ich glaube, es waren nur 28 Personen. Die Gesellschaftsbewegung war damals auf dem Vormarsch, und Konferenzen wie diese zogen 300–500 Teilnehmer an, und bei uns  waren nur 28 da. Der erste Name war anders: Verband zur Förderung der Kultur der Deutschen in der UdSSR. Nach dem Augustputsch wurde klar, dass die Sowjetunion nicht mehr lange bestehen würde, und so beriefen wir einen Rat ein und änderten den Namen in „Internationaler Verband der deutschen Kultur“. Am 10. Oktober wurde der IVDK vom Justizministerium der UdSSR ins Register eingetragen. Damals kannte uns keiner. Die Gesellschaft „Wiedergeburt“, Groth, Wormsbecher, Garr und andere politische Führer waren allen bekannt, aber niemand kannte uns. Noch in diesem Sommer kam dann die recht abenteuerliche Idee auf, ein Festival zu veranstalten. Wenn wir ein Verband der Kultur sind, muss es ein großes, spezifisch kulturelles Ereignis auf Allunions-Ebene geben — ein Festival. Ich habe in der Zeitung „Neues Leben“ eine Anzeige über die Durchführung eines solchen Festivals aufgegeben und geschrieben, dass wir alle Kosten übernehmen würden. Schon ein paar Tage nach Erscheinen der Zeitung klingelte das Telefon unablässig; es gab so viele Bewerbungen, dass ich nun vor einem Dilemma stand: entweder mit Schimpf und Schande aus Moskau zu fliehen, weil kein Geld da war, oder ernsthaft mit den Vorbereitungen auf das Festival zu beginnen.  Wie wir das Geld für das Festival aufgetrieben haben, ist eine andere Geschichte —  zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits Erfahrung mit der Beschaffung von Genossenschaftsgeldern in Donezk, meine Managementfähigkeiten kamen zum Vorschein, kurz und gut — wir fanden so viel Geld aus verschiedenen Fonds, dass wir das Festival veranstalten und nach dem Festival die Gehälter der Mitarbeiter und die Miete für die Räumlichkeiten für eine ziemlich lange Zeit bezahlen konnten.

Ende Oktober 1991 veranstalteten wir unser erstes Allunions-Festival, an dem Ensembles aus dem ganzen Land teilnahmen. Die Veranstaltungen fanden im AZLK-Kulturpalast und auf offenen Bühnen (z. B. im VDNK Ausstellungspark) statt. Parallel führten wir die erste Ausstellung sowjetdeutscher Künstler im Zentralen Künstlerhaus am Krimwall durch. Aber selbst da hatte ich noch nicht den Entschluss gefasst, für immer nach Moskau zu ziehen; ich hatte mein eigenes Unternehmen in Donezk, das ich bis 1994 aufrechterhielt, bis sich schließlich alles zugunsten von Moskau entschied.

 

Ich erinnere mich, dass das erste „Büro“ des IVDK in einer Mietwohnung untergebracht war. Erzählen Sie uns, wie war es, wie war das Büro eingerichtet, unter welchen mussten Bedingungen Sie arbeiten?

Nein, das erste Büro des IVDK befand sich im Hotel „Budapest“. Wir haben dort fünf Zimmer gemietet. In diesen Räumen haben wir tagsüber gearbeitet und nachts geschlafen. Anfangs zahlten wir nicht für die Zimmer, sondern versprachen es nur, weil kein Geld da war. Nach dem Festival kam das Geld herein, und wir unterzeichneten einen Vertrag mit dem Hotel für drei Jahre und bezahlten sofort eine große Summe. Das Zimmer im dritten Stock kostete 9 Rubel. 26 Kopeken, und die Junior Suite im fünften Stock — 16 Rubel und 30 Kopeken.  Bald begann  eine enorme Inflation, ich wurde mehrmals zum Hoteldirektor geladen, der mich überredete, die neuen Preise zu zahlen, die zu dieser Zeit mehrere Millionen pro Zimmer betrugen, aber ich verwies auf den Vertrag.   Wenn der Direktor sagte, er würde uns rauswerfen, verwies ich auf die Botschaft, die angeblich hinter meinem Rücken stand, obwohl es natürlich nicht der Fall war. So haben wir es zwei Jahre lang ausgehalten. Also, wir arbeiteten in den Räumen, in denen wir wohnten.

Die 1990er Jahre, in denen der IVDK entstand, waren schwierige Jahre, die man als die „wilden neunziger Jahre“ bezeichnet. Fällt Ihnen eine Episode in der Geschichte des IVDK ein, auf die diese Definition zutrifft?

Es hat viele, sehr viele Episoden gegeben. Eine davon hatte mit dem Büro zu tun. 1993 war das Hotel „Budapest“, wie man es damals nannte, „unter den Fittichen“ einer kriminellen Gruppe, von denen es viele gab, und es kamen harte Kerle bestimmten Aussehens zu mir. Sie kamen zweimal, das erste Mal, um uns zwei Wochen Zeit für die Vorbereitungen zu geben, und das zweite Mal, um die Räumlichkeiten bereits zu besetzen, und sie waren sehr überrascht, uns vor Ort zu sehen. Sie gaben uns eine weitere Woche. Ein Bekannter von mir sagte, es sei besser, wenn wir ausziehen würden, denn es gibt Kinder, die ohne Vater unglücklich aufwachsen würden, und es gibt eine Mutter, die ohne ihren Sohn unglücklich wäre. Da beschlossen wir, unser Glück nicht überzustrapazieren, und zogen schnell in eine Mietwohnung, an die sich heute viele als das erste IVDK-Büro erinnern. Der Name der Straße, in der sich dieses fünfstöckige Gebäude befand, entsprach dem Zustand, in dem sich der IVDK damals befand, die Adresse lautete — uliza Bojzowaja („Schläger-Straße“) 14, Gebäude weiß ich nicht mehr. Wir hatten vier Wohnungen im fünften Stock gemietet. Die Bedingungen waren ungeheuerlich. Die Wohnungen selbst waren zwar repariert worden, aber das Treppenhaus war ein einziges Desaster. Die Wasserleitung im Keller platzte regelmäßig, und die Dämpfe stiegen bis in den fünften Stock. Beamte, die ein Mal aus dem Außenministerium kamen, mussten buchstäblich überredet werden, diese Ruinen zu betreten und dann musste ihnen der Rückweg versperrt werde, um sie am Weggehen zu hindern. Aber das Innere war für die damalige Zeit ziemlich anständig. Dort wohnten wir bis 1998, 1998 zogen wir in das Deutsch-Russische Haus.

Quelle: Smirnowa T.B.  25-letije Mezhdunarodnogo sojuza nemezkoj kultury (25-jähriges Jubiläum des Internationalen Verbands der deutschen Kultur) //  Jahrbuch der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen. – 2016. – № 2. – S. 9-12.

Juni 1991

Das Jahr der „größten geopolitischen Katastrophe des Jahrhunderts“

Es war das Jahr des Zusammenbruchs der UdSSR, gefüllt mit Debatten über den neuen Status der Republiken innerhalb der Union und die Abspaltung der baltischen Republiken, geprägt von Demonstrationen, Kundgebungen, Bergarbeiterstreiks, Preisreformen und dem Beginn der Privatisierung. In diesem Jahr ergriffen Separatisten die Macht in Tschetschenien und im August versuchten einige hochrangige sowjetische Beamte in Moskau, den Präsidenten Michail Gorbatschow zu entmachten. Boris Jelzin wurde zum Präsidenten der RSFSR gewählt. Im April wurde das Gesetz der RSFSR „Über die Rehabilitierung der unterdrückten Völker“ verabschiedet.

1991 hielten die Deutschen der UdSSR in zwei Etappen ihren ersten Kongress ab, suchten den Dialog mit den Behörden, träumten von der Wiederherstellung der Staatlichkeit und gründeten neue gesellschaftliche Organisationen. Neben dem IVDK entstanden auch die Union der Deutschen der UdSSR unter der Leitung von Peter Falk und die Baltische Liga – mit Kurt Wiedmaier. Am 1. Juli wurde auf Erlass des russischen Präsidenten Boris Jelzin der Deutsche Nationalkreis im Altai wiederhergestellt. Rund 150.000 Deutsche aus der UdSSR waren in einem Jahr nach Deutschland ausgewandert. Eine weitere Million saß auf gepackten Koffern…

Oktober 1991

Die Festivalbewegung

Das erste große Projekt des IVDK war das Allunions-Festival der Kultur der Sowjetdeutschen in Moskau. Es versammelte  mehr als 950 Menschen aus dem ganzen noch  riesigen und gemeinsamen Land. In den folgenden Jahren begann man regelmäßig Festivals auf interregionaler und allrussischer Ebene durchzuführen. Die eindrucksvollsten fanden 1992 in Wolgograd und Moskau, 1993 in der Region Krasnodar und 1994 im Gebiet Omsk statt. 1994 konnten gleich mehrere Städte im Wolgagebiet das Internationale Festival der deutschen Kultur ausrichten: Auf einem vierstöckigen Schiff machten sich mehr als 300 Teilnehmer des Festivals auf den Weg von Moskau nach Samara, dann nach Uljanowsk und schließlich nach Wolgograd. Das abschließende Galakonzert fand in Saratow statt.


Auf dem Foto: Das Folklore-Ensemble „Klingental“ aus dem Sowchos Jerkenschilikskij im Gebiet Zelenograd Kasachischer SSR auf dem Roten Platz in Moskau

Oktober 1991

Kunst ist unvergänglich

Im Rahmen des Allunions-Festivals der Kultur der Sowjetdeutschen organisierte der Internationale Verband der deutschen Kultur im angesehenen Ausstellungshaus der Hauptstadt, im Zentralen Haus der Künstler, eine Ausstellung mit dem Titel „Kunst der Russlanddeutschen“. Es war die erste Ausstellung nach einer 54-jährigen Pause (seit 1937), an der 26 deutsche Künstler – Maler, Bildhauer, Grafiker, Kunsthandwerker aus der ganzen ehemaligen UdSSR – teilnahmen. In den folgenden sieben Jahren veranstaltete der IVDK insgesamt 37 Einzel- und Gruppenausstellungen von russlanddeutschen Künstlern. Darunter die Ausstellung mit Bildern von Peter Dick (1994) in der Tretjakow-Galerie, die Ausstellungen „Junge Maler – Russlanddeutsche“ im Zentralen Haus der Künstler (1995) und „Maler – Sibiriendeutsche“ in der Gemäldegalerie der Region Nowosibirsk (1996).

1992

April 1992

Persönlicher Rekord

Vom 21. bis 23. April fand in Bonn die erste Sitzung der Deutsch-Russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen statt. Sie stellt das Hauptinstrument zur Regelung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern dar, die auf die Wiederbelebung und Entwicklung der sozial-ökonomischen und kulturellen Basis der deutschen Ethnie in Russland ausgerichtet sind. Bei diesem Treffen vertraten Heinrich Martens, Vorsitzender des IVDK, und Heinrich Groth, Vorsitzender der Allunionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“, die Interessen der Russlanddeutschen. Martens ist der einzige, der in den Jahren 1991–2019 an allen 24 Sitzungen der Deutsch-Russischen Regierungskommission teilgenommen hat.

1995

September 1995

Die weißen Flecken auf der Landkarte entfernen

Im September 1995 wurde in Anapa auf Initiative des IVDK die Internationale Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, die Wissenschaftler vereinte, gegründet. Sie setzte sich die Erforschung und Bewahrung des historischen und kulturellen Erbes der deutschen Volksgruppe zum Ziel. Seitdem organisiert der IVDK regelmäßig wissenschaftliche Konferenzen zur Geschichte der Russlanddeutschen und gibt wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher und Zeitschriften heraus. Mit Unterstützung des IVDK wurden Dutzende von ethnographischen Expeditionen und ethno-soziologischen Untersuchungen durchgeführt.

Prof. Dr. Arkadij German, Vorsitzender der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen seit dem Jahr 2004

Prof. Dr. Arkadij German, Vorsitzender der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen seit dem Jahr 2004

„Ich kann feststellen, dass sich die Geschichte der Russlanddeutschen dank des Engagements der Mitglieder der Assoziation, der Koordinierung ihrer Bemühungen, gegenseitiger Unterstützung und gegenseitiger Hilfe in nur 15 Jahren von einer schlecht erforschten (vor allem die Geschichte der Russlanddeutschen im 20. Jahrhundert) zu einer der am besten erforschten in der russischen und ausländischen Geschichtsschreibung entwickelt hat. Ich wage die vorsichtige Behauptung, dass es kaum ein Volk in Russland gibt (außer den Russen natürlich – dem staatsbildenden Volk), dessen Geschichte wissenschaftlich so gründlich und umfassend untersucht ist wie die der Russlanddeutschen. Natürlich waren nicht nur Mitglieder unserer Assoziation an der Erforschung der Geschichte der Russlanddeutschen beteiligt, aber sie spielten eine entscheidende Rolle.“

Dezember 1995

Von großer Bedeutung war eine Reihe von Schulungsseminaren, die der IVDK 1995 in Omsk, Nischni Tagil, Anapa, Barnaul und Kiew durchführte. Sie halfen, die organisatorische und methodische Arbeit des Verbands aufzubauen und gaben vielen Begegnungszentren einen neuen Entwicklungsimpuls. In Seminaren, die seither immer wieder vom IVDK abgehalten wurden, lernten die Aktivisten der deutschen Kulturzentren, wie sie ihre Arbeit effektiv organisieren und Veranstaltungen planen können.

1996

Mai 1996

Deutsch mit Spaß!

In Kurgan wurde ein Pilot-Jugendsprachcamp des IVDK organisiert. Im Sommer wurden solche Sprachcamps, genannt „Jugendtreffen“, in Samara, Nischni Tagil und Altai durchgeführt. Seitdem haben Zehntausende von Kindern und Jugendlichen daran teilgenommen. Heute werden diese ethnokulturellen Sprachbegegnungen „Jugendtreffen“ sowohl auf regionaler als auch auf föderaler Ebene durchgeführt. Das Besondere an ihnen ist das Erlernen der deutschen Sprache, der Traditionen und der Geschichte der Russlanddeutschen auf eine unkonventionelle Art und Weise, fernab von langweiligem Auswendiglernen.

Dezember 1996

„Die Kultur der Russlanddeutschen ist einzigartig. Sie muss gefördert werden…“

Der IVDK führte das erste Forum zur Fragen der Erhaltung und Entwicklung der russlanddeutschen Kultur durch. Mit der Zeit bezeichnete man die Veranstaltung als Forum der Begegnungszentren der Russlanddeutschen, ab der Mitte der 2010er Jahre als Forum der Deutschen Russlands. Die Kernidee bleibt jedoch dieselbe: Es ist ein Treffen von Aktivisten verschiedener Organisationen, schöpferischen Persönlichkeiten, Akademikern, Deutschlehrern – all jenen, die sich täglich für den Erhalt der deutschen Kultur in Russland einsetzen.

Meinungen

1997

März 1997

Weg frei für die Jugend

Im März fand auf der Basis des Jugend- und Familienzentrums der deutschen Kultur in Kurgan das Treffen junger Russlanddeutscher aus 13 Regionen Russlands statt. Bei diesem Treffen schlug die Initiativgruppe des IVDK die Gründung eines Jugendverbandes vor, der helfen soll, Jugendclubs von Russlanddeutschen zu gründen und zu koordinieren, Initiativen junger Menschen zu unterstützen und Projektarbeit zu leisten. Am 17. März wurde die Gründungskonferenz einer neuen gesellschaftlichen Organisation – des Jugendrings der Russlanddeutschen abgehalten.   Heute vereinigt der JdR mehr als 80 Jugendorganisationen und Vereine der Russlanddeutschen in 35 Regionen Russlands.

1998

April 1998

Start am Tag der Raumfahrt

Am 12. April 1998 erschien die Pilotausgabe der „Moskauer Deutschen Zeitung“. Sie setzt die Traditionen der gleichnamigen Zeitung fort, die von 1870 bis 1914 in Moskau herausgegeben wurde. Der Gründer der wiederaufgelegten Zeitung MDZ und der erste Chefredakteur wurde Vorsitzender des IVDK, Heinrich Martens. Der deutschsprachige Teil der Zeitung berichtet ausgewogen und objektiv über Russland, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und über Russlanddeutsche. Der russischsprachige Teil richtet sich vor allem an die deutsche Ethnie in den postsowjetischen Ländern sowie an Deutschstudenten und Deutschlehrer, an alle die sich für deutsche Sprache und Kultur interessieren.